Das Divinerische erhebt sich in luftige Höhen. Die wohlige Bettschwere der fortgeschrittenen Stunde, des Weins und der Geselligkeit, die viele mit der Wiener Musik verbinden, ist nicht ihre Sache. Sie verpassen ihren Melodien eine radikale Frischluftkur. Man spürt die kühle Brise in den Ohren: Scharf und würzig, strahlend und perlend der Ton, zart und leichtfü.ig die Melodien. Eher Frizzante als Spritzer. So manches typisch wienerische Motiv wird gründlich ausgelüftet. So manches ,zuagroaste' Stück wird selbstbewusst divinerisiert. Und wenn sie dann bei einer pikanten Strophe doch eine Zehe kurz und elegant in den Dreck tunken, dann findet man sie schrecklich charmant und ein bissl sexy obendrein, diese Divinerinnen. Dabei brechen die Divinerinnen gar nicht aus den musikalischen Traditionen rund um Polka, Landler, Dudler, Heurigenmusik und Wienerlied aus - ganz im Gegenteil: Man merkt ihren Interpretationen und Arrangements in jedem Takt sowohl die intensive Auseinandersetzung mit Klangidealen der Zeit, als auch den tiefen Respekt vor den
Quellen an. Zusätzlich erreichen es die Musikerinnen scheinbar spielend, technische Perfektion mit eleganter Lässigkeit zu verbinden. Jetzt klingt das alles arg brav und nach Einserschülerinnen, was aber das Divinerische so gar nicht trifft, denn der Name des Ensembles kommt nicht von ungefähr.
(Sandra Hupfauf)